„Vermisst in Benin“ ist eine künstlerische Intervention, die versucht, die Reparationsdebatte um die Kunstwerke aus Benin, die sich gegenwärtig im Besitz des Museums für Völkerkunde Dresden befinden, zu beschleunigen und ins aktuelle Interesse zu rücken. Die Gespräche über die Reparation haben bisher nicht dazu geführt, die Kunstwerke an ihren Ursprungsort, Benin in Nigeria, zurückzubringen. Ich schuf die Intervention „Vermisst in Benin“ aus einem Gefühl der Ungeduld und Notwendigkeit heraus. Mein Ziel war es, die stagnierenden und abstrakten Diskussionen über Wiedergutmachungen in Verbindung mit der kolonialen Vergangenheit mit der Dringlichkeit und Ernsthaftigkeit einer öffentlichen Ankündigung darzustellen.
Indem ich Poster in die Straßen von Dresden bringe, auf denen „Missing Benin Bronzes“ steht, hoffe ich das zu entmystifizieren, was zu einem elitären, auf den Museums- und Kunstsektor begrenzten Dialog geworden ist.
Die Angelegenheit im unverkennbaren Format eines Vermisstenplakats in der Öffentlichkeit zu präsentieren, trägt hoffentlich dazu bei, dieses Problem zum Gegenstand postkolonialer und gesellschaftlicher Verantwortung zu machen. Von den Auswirkungen des Kolonialismus ist keiner ausgenommen und solange Probleme wie Handlungsmacht, Eigentum und Freiheit weiter existieren, muss die Gesellschaft als Ganzes handeln und für die Rückführung von Kunstwerken sorgen, die schlichtweg nicht ihr gehören.
Diese Poster sind ein Handlungsaufruf, eine transparente und klare Botschaft, die von allen verstanden und geistig verarbeitet werden kann. Vermisstenplakate beruhen auf einer fehlenden Variablen: dem Gegenstand selbst oder dem Ort, an welchen ein Gegenstand zurückgebracht werden sollte. Diese Intervention weist in vielerlei Hinsicht auf die Absurdität der Tatsache hin, dass diese Kunstwerke noch immer im Museum sind, während sowohl ihr Ursprung als auch ihr gegenwärtiger Standort öffentlich bekannt sind. Durch ihre Mitarbeit an diesem Projekt eröffnet das Museum für Völkerkunde Dresden den Dialog für einen neuen Weg nach vorn, einen Weg, der die klaren und zu belastenden Fakten nicht verbirgt oder davor zurückscheut.
„Vermisst in Benin” ist eine profunde Herangehensweise an eine Debatte, die einfach schon zu lange andauert und unbedingt ins öffentliche Bewusstsein gehört.
Emeka Ogboh, Artist