Kommentar des Museums für Völkerkunde Dresden (Staatliche Kunstsammlungen Dresden) zu Emeka Ogbohs Intervention „Vermisst in Benin“

Emeka Ogboh verbindet mit seiner künstlerischen Intervention „Vermisst in Benin“ einen Aufruf zum Handeln. Einen Aufruf, mit dem sich alle ethnologischen Museen seit vielen Jahren konfrontiert sehen. Und doch ist seine Aktion besonders, denn sie trägt die  Debatte um die Benin-Bronzen in den Dresdner Stadtraum und weist für alle Dresdner*innen sichtbar auf einen Zustand hin, der seit 120 Jahren unverändert anhält.

 

In den Beständen des Museums für Völkerkunde Dresden befindet sich eine Sammlung von Benin-Bronzen. Diese ist Teil einer weit größeren Anzahl von mehreren tausend Bronzen und Elfenbeinobjekten aus dem Palast des Königreichs von Benin im heutigen Nigeria. Britische Kolonialtruppen plünderten den Palast Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge einer sogenannten “Strafexpedition” und brachten die Objekte nach Großbritannien. Von dort wurden diese in den Folgejahren an andere europäische und nordamerikanische Museen verkauft, so auch an das Museum für Völkerkunde Dresden.

 

Die an den europäischen Museen befindlichen Benin-Sammlungen sind Symbol geworden für die Frage, wie ethnologische Museen mit den vielen tausend Objekten in ihrem Besitz umgehen, die aus dem massenhaften Raub oder anderen Formen der Inbesitznahme unter ungleichen Machtverhältnissen im kolonialen Kontext resultieren.

 

Die fünf Benin-Bronzen, die Gegenstand von Emeka Ogbohs künstlerischer Intervention „Vermisst in Benin“ sind, sind Stellvertreter dieser Geschichte.

 

Seit über einem Jahr sind wir als Museum in Kontakt mit der Nigerianischen Botschaft in Berlin, um uns gemeinsam über mögliche Schritte zu verständigen. Die Botschaft hat uns den Kontakt zu Emeka Ogboh vermittelt. Wir sind dem Künstler dafür dankbar, dass er mit seiner Aktion uns alle, auch die Museen und die Stadtgesellschaft, sensibilisiert und so deutlich benennt, was es mit diesen Objekten auf sich hat.

 

Léontine Meijer-van Mensch, Direktorin